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«Stillen muss gelernt sein» – Interview mit unserer Hebamme

Franziska Summermatter ist leidenschaftlich Hebamme und gleichzeitig die Gründerin der Hebammenpraxis Zürich. Mit ihren 30 Jahren Erfahrung hat sie bereits unzählige Frauen in der Schwangerschaft, während und nach der Geburt begleitet und betreut. Dabei hat sie viele Erkenntnisse gewonnen, unter anderem über das Stillen. Das Stillen ist für junge Mütter am Anfang noch Neuland. Wir haben mit ihr gesprochen und ein paar wichtige Fragen, beantworten lassen. Welche Probleme auftauchen können und wie du dir Unterstützung holen kannst, erfährst du in diesem Interview.


Was meinst du mit: «Stillen muss gelernt sein»?

Franziska: Neugeborene sind in den ersten Monaten noch von der Muttermilch abhängig. Leider sind wir zu sehr von Idealen geprägt, die uns durch perfekte Bilder eine allzu romantische Vorstellung vom Stillen vermitteln. Allen Instinkten zum Trotz, sind gerade die ersten Versuche noch von grosser Unsicherheit geprägt. Immerhin handelt es sich um eine völlig neue Situation, und zwar auf beiden Seiten. Man sollte sich deshalb nicht selbst zu viel Druck machen. Das Stillen muss man als Mutter erst einmal lernen. Und genauso geht es dem Baby auch. Da ist es sinnvoll, wenn eine Hebamme oder Stillberaterin eine Mutter nach der Geburt noch im Wochenbett zuhause begleitet. Am besten ist es, sie schon im Voraus für die Zeit zu reservieren und sich ausführlich von ihr beraten zu lassen. Mit Hilfe der Hebamme kann man als frisch gebackene Mutter sehr viel besser in die neue Situation einfinden und lernt, wie das Stillen überhaupt funktioniert. Dadurch vermeidet man typische Fehler von Anfang an und hat bei Problemen sofort die richtige Ansprechpartnerin an der Seite.

Der Weg zum richtigen Stillen mit Muttermilch ist ein längerer Prozess. Niemand ist als Mutter zur Welt gekommen und so wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, bis es richtig klappt. Dabei sollte man sich auch von anfänglichen Rückschlägen und Komplikationen keinesfalls entmutigen lassen.

Tipp: Die Zeit arbeitet für uns, Geduld ist gefragt.


Worauf muss man besonders achten?

Franziska: Man sollte sich darauf vorbereiten, dass das Stillen an die Substanz geht. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist in dieser Zeit deshalb von grosser Bedeutung. Nur so hat man die Energie, um genug nahrhafte Milch zu produzieren und das Baby damit zu füttern. Darüber hinaus ist viel Schlaf wichtig. Leider machen uns die Kleinen dabei regelmässig einen Strich durch die Rechnung. Denn ca. alle zwei bis drei Stunden wird man für gewöhnlich vom Baby geweckt. Etwas Unterstützung von aussen ist deshalb wichtig. Wenn möglich, sollten die Grosseltern, der Vater oder Freunde mit dem Nachwuchs möglichst oft nach draussen gehen und einen Spaziergang machen. So hat das Baby frische Luft und die Mutter Gelegenheit, endlich mal etwas nach zu schlafen.

Die Unterstützung durch den Vater und Andere ist generell im Alltag sehr wichtig. Je mehr Arbeit der stillenden Mutter abgenommen wird, desto besser kann sie sich auf das Baby konzentrieren.

Tipp: Lassen Sie sich von Freunden und Verwandten Essen mitbringen.


Wie wichtig ist das eigene Wohlbefinden beim Stillen?

Franziska: Die eigenen Gefühle sind in den Wochen des Stillens generell ein sehr bedeutsamer Faktor. Zum Füttern gehört nämlich nicht nur die Aufnahme der Muttermilch. Auch die Stimmung spürt der Nachwuchs unmittelbar. Unnötiger Stress sollte deshalb so weit wie möglich vermieden werden. Ausgeglichenheit und Harmonie sind hier das A und O. Denn die Bindung zwischen dem Baby und seiner Mutter ist in dieser Zeit besonders stark und das Stillen selbst nicht nur ein einfacher Mechanismus. Nur wer sich selbst geborgen fühlt, kann diese Stimmung auch an seinen Nachwuchs weitergeben. Das hat nicht zuletzt hormonelle Gründe. Für den Reflex, der für das Abgeben der Milch zuständig ist, wird massgeblich vom Bindungshormon Oxytocin beeinflusst. Darüber hinaus stärkt es die Mutter-Kind-Bindung und die zwischenmenschliche Bindung im Allgemeinen. Nicht umsonst wird Oxytocin auch als „Kuschelhormon“ bezeichnet.

Im schlimmsten Fall kann zu viel Stress nämlich dazu führen, dass die Mutter, trotz einer guten Ernährung, kaum oder sogar gar keine Milch geben kann. Deshalb sollte man stets gut auf sich achten und sich nicht davor scheuen, Unterstützung aus dem Umfeld zu holen, die sich einem anbietet.

Tipp: Haushalt sein lassen, dafür viel Kuscheln und Chillen (und sich, wenn möglich, eine Haushalthilfe besorgen).


Funktioniert das Stillen nach der Geburt sofort?

Franziska: Die ersten 48 Stunden direkt nach der Geburt sind besonders entscheidend für ein erfolgreiches Stillen. Hier sollte in jedem Fall eine Hebamme / Pflegefachfrau zugegen sein und die Mutter gut anleiten. Denn es wird gewissermassen der Grundstein gelegt, der für das richtige Stillen entscheidend ist. In diesem Zeitraum sollte die Brust deshalb ausreichend zum Füttern des Nachwuchses angeregt werden. Ansonsten kann es passieren, dass die Milchproduktion wieder zurück geht. Es kann vorkommen, dass ein sofortiges Anlegen nicht möglich ist. Das passiert, wenn das Baby z. B. in der Neonatologie ist oder schlicht und einfach nicht will bzw. kann. Hier kann die Handmilchpumpe von MAM für Abhilfe sorgen, womit die Brust für die Milchproduktion stimuliert wird.

Tipp: Von Anfang an gut stimulieren. Wenn es geht, mit dem Kind, und wenn dieses noch nicht so gut mitmacht, mit einer Pumpe.


Sollte man als Mutter immer Stillen wollen?

Franziska: Für eine Frau ist es immer eine äusserst persönliche Angelegenheit, die Brust zu geben. Deshalb sollte es jeder Mutter auch freigestellt sein, ob sie das überhaupt will oder nicht. Sie wird dadurch nicht zu einer schlechten Mutter und es bieten sich heutzutage gute Alternativen an. Mit einer Milchpumpe und Schoppen, beispielsweise die MAM Easy Start™ Anti-Colic Babyflasche, erhält das Baby alle guten Nährstoffe der Muttermilch, die es braucht. Mein Tipp bei dieser wichtigen Entscheidung ist immer: „Gehen Sie in sich und überlegen Sie sich, ob Sie den vollständigen Verzicht auf sich nehmen können oder, ob es für Sie ein gangbarer Weg wäre, die Milch abzupumpen und so das Baby von den Vorzügen der Muttermilch profitieren zu lassen.“

Falls sich die Mutter dennoch gegen das Stillen entscheidet, gibt es trotzdem noch eine Alternative: Mit Milchpulver kann sich das Kind auch gesund entwickeln, da die heutigen Produkte sehr nah an die menschliche Milch heran reichen. Antikörper, mütterliche Enzyme, Hormone und Vieles mehr fehlen dort allerdings. Diese können nur von der Mutter direkt kommen.


Wie wichtig ist die Erstmilch für das Baby?

Franziska: Sehr wichtig, denn es hat einen guten Einfluss auf die Entwicklung des Babys. Auch wenn man sich entscheidet, prinzipiell nicht die Brust geben zu wollen, empfehle ich dies zumindest in diesen ersten 48 Stunden, wo die Erstmilch von der Mutterbrust abgegeben wird, trotzdem zu tun. Die Erstmilch, auch genannt das Kolostrum, enthält viele Kombiotika (positiv wirkende Darm-Bakterien) und zahlreiche Antikörper, was für die Gesundheit eines Neugeborenen sehr wichtig ist. Zur Produktion der eigentlichen Milch kommt es erst ab dem 3. Tag nachdem das Baby auf der Welt ist. Ab jetzt finde ich, kann man auf eine Alternative umsteigen, wenn frau nicht stillen will oder kann.

Tipp: Beispielsweise Abpumpen mit der 2in1 Doppelmilchpumpe von MAM und Füttern mit der Schoppenflasche, wenn eine Mutter fühlt, dass das Stillen nichts für sie ist.


Hat man mit einem kleineren Busen automatisch weniger Muttermilch?

Franziska: Wenn zu wenig oder gar keine Milch produziert wird, liegt das oft daran, dass weniger Drüsengewebe vorhanden ist. Das hat mit der Busengrösse keinen Zusammenhang. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion wird häufig als Ursache genannt. Ebenfalls für Probleme können spezielle Formen der Brustwarzen sorgen: So genannte Flach- oder Hohlwarzen zum Beispiel. Hier kann eine Stillberaterin oder eine Hebamme helfen. Auch eine Milchpumpe kann die Brustwarzen etwas vorformen. Des Weiteren ist die Verwendung von Stillhütchen, die in verschiedenen Grössen erhältlich sind, ein probates Hilfsmittel.

Mit der einfühlsamen und kompetenten Beratung durch die Hebamme oder Stillberaterin, kann das Stillen mit der Muttermilch schon nach kurzer Zeit klappen. Die passenden Hilfsmittel können zudem als Unterstützung in dieser besonderen Zeit dienen – für eine zufriedene Mutter und die gesunde Entwicklung des Babys.



Franziska Summermatter

– Hebamme FH
– Schwangerenvorsorge
– Stillberaterin
– Kinderkrankenschwester
– Gründerin & Inhaberin der
Hebammenpraxis Zürich

www.hebammenpraxis-zuerich.ch

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